FES

Die Letzten Ihrer Art – Wo sind sie hin?

Fes 2025.

Bei unserem Besuch 2010 haben wir den großen Platz vor dem berühmten Tor der Medina gefunden. Wir sind lange genug geblieben um mitzuerleben, wie der Platz sich abends in einen kleinen Djemna El Fna verwandelte… 2025 – das 2.Mal in Fes. Wir finden den Platz. Er ist renoviert. Dort wo 2010 auch noch Wohnmobile parkten, ist ein großer Platz nur für Fußgänger. Als ich komme spielen vor dem College ein paar Jugendliche Fußball. Ein Polizist mit 2 Militärs mit Maschinengewehren patroulliert. Am Rand unter Schatten spendenden Pavillons sitzen ein paar Menschen, nicht ganz so viele wie auf der davor gestalteten Fläche über einer neuen Tiefgarage (keine Chance für Wohnmobile). Es ist schick – Brunnen, Sitzgelegenheiten, eine breite Treppe mit Stufen (hier könnte sehr gut Publikum für eine Show, Musik oder anderes sitzen – unsere Straßenkunstperspektive :-)), saubere Toiletten. Auf dem großen Platz ein einzelner traditionell gekleideter Wasserverkäufer, der an früheres erinnert. Neben dem Tiefgarageneingang zumindest ein paar fliegende Händler mit Waren auf dem Boden. Eine andere Ecke ein einzelner Orangensaftverkäufer – offensichtlich der Stand für die Touristen. Auf Nachfragen nach dem Platz in der Medina – nein, so etwas gibt es nicht in Fes, nein Musiker, die spielen nur drinnen… Kopfschütteln, keine Ahnung.

Nur wir, wir wissen es, wir wissen was da mal war. Bleibt vielleicht eine leise Hoffnung, dass wir nur nicht lange genug da waren, die falschen gefragt haben und wenn es dunkel wird – doch jemand kommt und spielt und ein Publikum findet.

Was macht der Akrobat jetzt, der 2010 auch gerade Papa geworden war. Ist er noch Akrobat oder macht er etwas anderes? Was machen die Musiker, mit denen wir 2010 in Meknes gespielt haben, die 2013 in anderen Formationen gespielt haben. 2024 war der Platz Baustelle. Auf unsere Fragen, wo die Künstler sind, die Musiker – Kopfschütteln, keiner weiß etwas. Aber wir, wir wissen, was da war.

Ausblick über die Stadt 1-2-3 / Bab Boujeloud 1-2-3 / Platz beim Bab Boujeloud

Fes Tag 2

Ein Vormittag in der Medina, wir besichtigen eine Ledergerberei (Fes ist berühmt für die Lederherstellung). Es ist beeindruckend, wie viel an allen möglichen Ecken per Handarbeit vor Ot produziert wird. Vor allem auch Männer mittleren Alters und älter sind sehr oft beim Nähen zu sehen. Es ist schön, dass was wir brauchen, direkt beim Produzierenden vor Ort kaufen zu können. Wir treffen den Händler wieder, in dessen Laden Kammann gestern auf Wunsch ein kurzes Ukulelenkonzert spielte. Auf dem Platz der Kupferschmiede (Place Seffarine) wird gehämmert. Heute haben wir den Tag, wo wir auch 2 Gnaoui-Musiker kurz live erleben können. Es wirkt fast wie verabredet, denn just in dem Moment befinden sich mehrere Reisegruppen mit Führer auf dem Platz. Die Leute tanzen und freuen sich. Doch als der Hut herumgeht, weiß kaum einer etwas damit anzufangen. Der Führer der größten Reisegruppe gibt 20 Dirham (etwa 2,-€). Aus seiner Gruppe ca.30-40 Leute mit Kopfhörern gibt sonst niemand etwas. Leider ist in dem Gewusel kein Herankommen an den Reiseleiter. Aus unserer Sicht gehört dazu, die Kultur zu erklären und dazu gehört, dass die Künstler für ihre Darbietungen entlohnt werden (dies gilt übrigens nicht nur in Marokko, sondern überall). In dem Fall wenn die Leute, die sich an der Musik erfreut haben, jeder oder zumindest die meisten ein paar Dirham geben (so 5-10, also zwischen 50ct und 1€) schmerzt das im Publikum niemanden, die Künstler aber sind zufrieden und spielen dann wieder gerne mehr und auch woanders.

Lederherstellung in Fes 1-6 / Warentransport in der Medina / Souk-Impressionen 1-7 / Ukulele / Gnaoui-Musik 1-2

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