Meerblick

Medina in Meknes

Atmosphäre im Riad

Tajine

Landschaft zwischen Fes und Meknes

Bergdorf im Atlasgebirge

Tizi’n Test Pass

Paradise Valley

Kellner und Henriette

Seit drei Wochen sind wir wieder zuhause, seit fast 2 Monaten wieder in Europa. Wir haben in 5 Wochen Marokko die Menschen dort als unglaublich großzügig, gastfreundlich und vor allem kinderlieb erlebt, was unsere 15 Monate alte Tochter sehr erfreut und uns als Eltern sehr entspannt hat. 

Das Land umfaßt etwa 450.000 km2 (ohne Westsahara) und Landschaft, Klima und Kultur Marokkos sind vielfältig geprägt: Im Norden die Mittelmeerküste und das Rifgebirge, im Westen 2300 km Atlantikküste, in der Mitte das Atlasgebirge, im Süden Wüsten. Während es im hohen Gebirge auch Skiorte gibt, hat Agadir 330 Sonnentage im Jahr und eignet sich ganzjährig zum Badeurlaub.

Marokko ist mit der Schnellfähre über die Straße von Gibraltar nur eine knappe Stunde von Europa entfernt. Die Bevölkerung ist muslimisch. Der König Mohammed VI ist weltliches und geistliches Oberhaupt des Landes und wird sehr geschätzt. Er hat 2004 eines der liberalsten Familiengesetze der islamischen Länder eingeführt und Frauen sind dem Gesetz nach Männern gleich gestellt. Besonders in den Städten trägt etwa die Hälfte aller Frauen, insbesondere die Jüngeren, kein Kopftuch und (gefühlt) habe ich in Wien mehr Frauen in Burka gesehen als in Marokko.

Die Amtssprache ist Arabisch, es gibt verschiedene Berbersprachen und Französisch ist landesweit verbreitet. An der Sprache zeigt sich die Bildungsschere, es gibt in Marokko etwa 48% Analphabeten. Französisch ist für alle Marokkaner die 2.Sprache. Je länger jemand zur Schule gehen konnte, umso besser ist wahrscheinlich sein Französisch. Menschlich gesehen freuen sich die Marokkaner und können mitfühlen, wenn einem die Worte fehlen und praktisch gesehen, eignet sich diese Basis wunderbar zum Auffrischen eigener Sprachkenntnisse.

Das öffentliche Leben spielt sich abends auf den Straßen und Plätzen ab, wo sich die Einheimischen, mehrheitlich Männer, treffen. Sehr angenehm in dem muslimischen Land ist die Abwesenheit von öffentlichem Alkoholkonsum. Auf Plätzen, wie dem Djema el Fna, werden Betrunkene, die man sehr selten sieht, oder Drogenabhängige (hauptsächlich Klebstoffschnüffler, die man ebenfalls selten sieht), von den Künstlern in der Regel sofort aus dem Publikumskreis entfernt. Das lebendige Treiben auf den Plätzen, fernab der westlichen Isolation, fühlt sich gut an und ist aber auch Ausdruck eines ärmeren Landes. Obwohl viele Satelittenschüsseln auf den Dächern zu sehen sind, ist unsere Fernsehkultur dort nicht verbreitet und die Familien wohnen oft auf viel engerem Raum als wir zusammen, so dass der öffentliche Raum mit zum Wohnzimmer gehört. Die Altstädten sind geprägt von Souks mit vielen Marktständen und oft kleinen engen Gassen. Dass die Altstädte (Medinas) mit ihrer kompletten Infrastruktur nahezu komplett erhalten sind und die Villes Nouvelles nebenan entstanden, ist dem Franzosen Hubert Lyautey zu verdanken, der als erster Generalresident (1912-1925) diese Entscheidung bewusst getroffen hat (1).

Auf den Plätzen gibt es abends viele Garküchen, wo zum Beispiel Schnecken angeboten werden und Straßenstände mit frisch gepresstem Saft. Eines unserer Highlights war auf dem Souk in Meknes der frisch gepresste Bambussaft mit einem Spritzer Zitrone.  Typisch für die marokkanische Küche ist die Tajine, eine Art Eintopfgericht mit verschiedenen Fleisch- und Gemüsesorten. Freitags gibt es traditionell Couscous. Gegessen wird, wenn man eingeladen ist, aus einer Schüssel mit Löffeln, Brot oder den Fingern. Als Vegetarier findet man auf den Speisekarten in den Städten fast immer etwas, auf dem Land hingegen wird es schwerer. Zum Nachtisch können wir Mandelgebäck in unterschiedlichen Ausführungen empfehlen und natürlich Minztee mit mindestens drei Stück Zucker.

Unser Höhepunkt im Erleben der marokkanischen Kultur war der Umgang mit Kindern, indem sich die Kultur wohltuend gesund anfühlt. Ob Mann oder Frau, jung oder alt, nahezu alle, die wir getroffen haben, haben liebend gerne ihre Aufmerksamkeit für ein paar Augenblicke oder länger unserer Tochter geschenkt. Hilfreich dabei war auch, dass sie blond und blauäugig ist und nach zwei Tagen Eingewöhnungszeit winkend an der Straße stand, bis sie jemand hochgenommen hat, um ihr ein Küsschen zu geben. Aber das hat nie länger als zwei Minuten gedauert. Es gibt keine missbilligenden Blicke, sondern alle freuen sich, wenn sie einem Kind Aufmerksamkeit und Zeit schenken können. So konnten wir Kaffee trinken und etwas essen, während die Kellner sich darum gerissen haben, Henriette zu bespielen.

Quellen: Zahlen und Fakten: Baedecker Allianz Reiseführer, Marokko, Karl Baedecker Verlag, Ostfildern, 7.Auflage 2009(1): Dumont Richtig Reisen, Marokko, DuMont Reiseverlag, Ostfildern, 2.Auflage 2009